Merkel hatte Recht – Internet ist Neuland

Sie wurde mild belächelt von der Internetgemeinde, unsere Bundeskanzlerin, als sie im Juni 2013 sagte, das Internet wäre noch Neuland. Zahllose Witze kursierten daraufhin im Web und es schien so, als spräche Angie nur von sich selbst. Doch wie sieht es tatsächlich aus mit der Internet-Kompetenz der Deutschen? Eine aktuelle Umfrage der EU-Statistikbehörde Eurostat bestätigt Frau Merkels Aussage, zumindest was uns Deutsche angeht.

Nur 5 % der Deutschen kennen sich wirklich gut mit dem Internet aus, 33 % mittelmäßig. In anderen Ländern sieht das ganz anders aus: Gleich 4 nördliche Länder führen die Spitze an. Der Verdacht, dass kalte Temperaturen vor den Bildschirm locken, liegt da natürlich nah..

Was sind denn gute Internetkenntnisse – fragt man sich nun natürlich. In der Umfrage sollten die Personen angeben wie oft sie bestimmte Aktivitäten im Internet vornahmen, das war.

  • Informationen suchen via Suchmaschinen
  • E-mails versenden mit Dateien
  • Chatten
  • Online-Diskussionen führen
  • Internet-Telefonie
  • Peer-to-Peer Filesharing Dienste nutzen

Wer 3-4 dieser Aktivitäten öfter ausführt, hat laut dieser Erhebung mittlere Internetkenntnisse, 5-6 ergeben gute Internetkenntnisse.

 

Ob dies als Kriterium reicht, bleibt natürlich fraglich. Tatsache ist aber, dass es wirklich viele Zeitgenossen jeder Altersgruppe gibt, die sich mit den Möglichkeiten des Internets noch immer gar nicht auskennen. Auch die Gruppe der unter 30-jährigen ist nicht so internetaffin, wie man allgemein vermutet. Man nutzt zwar die sozialen Netzwerke, lädt Musik runter, schaut Filme und nutzt Apps, doch ist das Hintergrundwissen nicht bei allen jungen Erwachsenen so ausgeprägt, wie man vermuten würde, weil diese Generation mit dem Internet aufgewachsen ist.

Die Internet-Worker und Online-Marketeer verteilen sich quer über die Generationen bis hin zu einigen 60-jährigen. Man kann nicht sagen, dass das „Internet-Gewerbe“ fest in junger Hand wäre. Auch wenn es viele Jungunternehmer gibt und einige sehr erfolgreiche Marketeer mit um die 30 Jahren, so kann man keine Rückschlüsse auf deren Generation ziehen. Es gibt unter den jungen Menschen mittlerweile fast ebensoviele User, denen man vieles erklären muss, wie ältere Zeitgenossen.

[gard]

 

Was gibt es denn zu erklären? Nun, viele wissen nicht

  • wie das Google-Ranking funktioniert. Sie wissen nicht, dass das Ranking beeinflusst werden kann und dauernd aktiv beeinflusst wird
  • wie viele persönliche Daten sie eigentlich freigeben und einer Weiternutzung zustimmen.
  • was ihre Apps eigentlich alles abrufen.
  • wie die spezifische Form der Internet-Kommunikation funktioniert.
  • dass Beleidigungen und Spott im Internet genauso strafrechtlich verfolgt werden können wie offline.
  • wie sehr Facebook-Likes und Followerzahlen manipulierbar sind.
  • wie einfach es ist, einen Blog zu starten und denken, wer öffentlich schreibt, wäre ein kleiner Star.
  • dass man im Web veröffentlichte Bilder nicht einfach klauen darf, ebenso wie Texte und andere Inhalte. Beides unterliegt dem Urheberrecht.
  • wie das ganze Geschäft hinter dem öffentlichen Internet läuft, wie sehr vieles manipuliert wird und was für ein hektisches Rennen jeden Tag ums Ranking und um Links stattfindet.
  • dass die Links die Währung im Internet sind. Obwohl Google streng gegen Link-Building  vorgeht, ist es weiterhin so, dass Links so ziemlich das wertvollste sind, womit im Internet gehandelt wird (es sind nicht die Texte und Inhalte).
  • dass viele Unbedarfte im Web die Texte schreiben. Jeder kann Texte im Web veröffentlichen, es gibt nur ein paar Vorschriften, was Gewalt und Jugendschutz angeht. Ansonsten kann jeder Laie medizinische Texte ins Web stellen, Ratgeber schreiben und hilfreiche Tipps geben
  • dass mit Domain-Namen Geschäfte gemacht werden. Man reserviert sich für ein paar Euro im Jahr Domain-Namen wie „autokauf.köln“ und wartet ab, bis jemand aus Köln diese Domain haben will.

Infografik: Internet für viele Deutsche tatsächlich Neuland | Statista

Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

JFP

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