Kredit über Kryptowährungen – geht das wirklich?

Wer von seiner Bank keinen Kredit bekommt, fragt sich vielleicht: Gibt es über Kryptowährungen eine Alternative? Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren ein neuer Bereich entwickelt, der genau das anbietet – Kredite über Krypto-Plattformen.
Aber das funktioniert ganz anders als bei klassischen Banken – und bringt eigene Chancen und Risiken mit sich.

Was ist ein Krypto-Kredit überhaupt?

Ein Krypto-Kredit ist ein Darlehen, das du über eine digitale Plattform erhältst – entweder von einem Unternehmen oder direkt von anderen Nutzern über ein automatisiertes System auf der Blockchain.
Das Ganze läuft ohne klassische Bank, ohne Schufa-Prüfung und oft weltweit.

Man unterscheidet zwischen zwei Formen:

1. Zentralisierte Anbieter (CeFi – Centralized Finance)
   Plattformen wie Nexo, Binance Loan oder YouHodler vergeben Kredite ähnlich wie eine Bank.
   Du meldest dich an, legst deine Kryptowährungen als Sicherheit (Collateral) hinter und bekommst im Gegenzug Geld – meist in Euro, US-Dollar oder einer Stablecoin.
2. Dezentrale Anbieter (DeFi – Decentralized Finance)
   Hier läuft alles über Smart Contracts – also über Programme auf der Blockchain.
   Anbieter wie Aave, Compound oder MakerDAO vergeben Kredite vollautomatisch, ohne menschliche Prüfung.
   Alles basiert auf Code, der festlegt, wann ein Kredit vergeben oder wieder eingezogen wird.

Ohne Sicherheiten kein Kredit

So verlockend es klingt: „Einfach Krypto-Kredit statt Bankkredit“ funktioniert in der Praxis nicht ohne Sicherheiten.
Du musst eigene Kryptowährungen besitzen, die du als Pfand hinterlegst.

Und zwar mehr, als du dir leihen willst.
Das nennt man Überbesicherung.

Beispiel:
Du möchtest 1.000 Euro leihen.
Dann musst du Kryptowährungen im Wert von z. B. 1.500 Euro als Sicherheit hinterlegen.
Wenn der Kurs deiner Coins fällt, kann die Plattform sie automatisch verkaufen, um den Kredit abzusichern.

Für Menschen, die bei Banken keinen Kredit bekommen, ist das also keine echte Alternative, solange sie keine eigenen Krypto-Werte besitzen.

Risiken und Stolperfallen

Krypto-Kredite sind technisch faszinierend – aber sie bergen erhebliche Risiken:

• Kursverluste: Wenn der Wert deiner Sicherheiten fällt, kann dein Pfand automatisch verkauft („liquidiert“) werden.
• Keine Einlagensicherung: Anders als bei Banken gibt es keinen Schutz, falls der Anbieter pleitegeht.
• Technische Risiken: Fehler im Code oder Hackerangriffe können zum Verlust deiner Einlagen führen.
• Rechtliche Unsicherheit: Nicht alle Länder regulieren diese Angebote. Im Streitfall kann es schwierig werden, Ansprüche durchzusetzen.

Einige bekannte Anbieter wie Celsius oder BlockFi sind bereits insolvent gegangen – Kundengelder waren danach oft verloren.

Warum nutzen Menschen trotzdem Krypto-Kredite?

Trotz der Risiken haben Krypto-Kredite einen Reiz:

• Sie bieten schnellen Zugang zu Liquidität, ohne dass man seine Coins verkaufen muss.
• Wer Kryptowährungen mit starkem Kursgewinn besitzt, kann so Geld nutzen, ohne sofort Steuern auf die Gewinne zu zahlen.
• In manchen Ländern sind Bankkredite schwer zugänglich – dort bieten Krypto-Plattformen überhaupt erst eine Finanzierungsmöglichkeit.

Das macht sie attraktiv für erfahrene Investoren, aber kaum sinnvoll für Einsteiger.

Fazit: Kein Ersatz für den klassischen Kredit

Ein Kredit über Kryptowährungen ist kein Wundermittel, um an Geld zu kommen, wenn die Bank „Nein“ sagt.
Er funktioniert nur, wenn man bereits Vermögen in Krypto besitzt – und bereit ist, dafür ein beträchtliches Risiko zu tragen.

Krypto-Kredite können sinnvoll sein, um kurzfristig Liquidität zu schaffen oder Steuern zu vermeiden, aber sie sind spekulativ und technisch anspruchsvoll.
Für die meisten Verbraucher bleibt der klassische Bankkredit (oder alternative Finanzierungsformen) die deutlich sicherere Wahl.

 Kurz zusammengefasst

Krypto-Kredite sind eine interessante, aber riskante Nische – keine Lösung für Menschen, die ohne Sicherheiten Geld leihen möchten.