Mobbing-Serie Teil 7: Mobber sind fröhlich und ausgelassen

 

… denn sie haben ja den Spaß! Das durchschauen Außenstehende meist nicht. Erfahren Außenstehende vom Mobbing oder sucht der Betroffene Hilfe und Unterstützung von anderen, so wird es meist noch schlimmer: Die Außenstehenden schauen sich die Mobber an und halten zu ihnen!

Warum bloß? Weil die Mobber „gesünder“, ausgeglichener, fröhlich und entspannt wirken! Das ist ja auch kein Wunder: Denn sie halten in einer kleinen Gruppe gegen einzelne Personen zusammen. Sie genießen den Zusammenhalt, die Gemeinschaft, die Gruppendynamik und fühlen sich stark. Mobbing tut ihnen gut, sonst würden sie es nicht machen. Gerade weil und wenn die Mobber viele Komplexe haben und Bestätigung brauchen, wird das gemeinsame Mobben zum Balsam für das angeschlagene Selbstbewusstsein. Die Mobber blühen regelrecht auf. Sie werden durch das gemeinschaftliche Bekämpfen anderer Personen zu einer wichtigeren Person, haben mehr Energie und schaffen womöglich sogar mehr bei ihrer täglichen Arbeit.

Kommen nun Außenstehende hinzu und schauen sich das Geschehen bzw. die Beteiligten an, so sieht es so aus: Auf der einen Seite die gut gelaunten, Witzchen reißenden Mobber, die sich gerne gegenseitig Kosenamen geben wie „Mäuschen“, „Schneckchen“ und „Süße“. Auf der anderen Seite die oder der Betroffene: Humorlos, genervt, gereizt und evtl. noch aggressiv.
Gerne wird extra auf dem Thema „Humor“ herumgeritten, die Mobber betonen gerne, wie viel Humor sie doch haben, halten sich selbst für witzig und scherzen viel miteinander. Den Gemobbten wird vor Außenstehenden „Humorlosigkeit“ attestiert, weil sie nicht darüber lachen können, wie ihnen geschadet wird und es sogar wagen, sich zu wehren.
Auf welche Seite stellt sich ein Außenstehender nun? Kennt man den Betroffenen nicht sehr gut und weiß ihn nicht einzuschätzen, so fällt die erste Wahl als Schuldigen an der Situation auf ihn. Er wirkt komisch, so als hätte er etwas zu verbergen, verkrampft, unsicher oder eben aggressiv. Außenstehende halten lieber zu der Gruppe gut gelaunter Personen, die auch noch zu Späßchen mit anderen aufgelegt sind….

Mobber wickeln Außenstehende ein

Ist das Mobbing einmal öffentlich angesprochen worden oder wurden Außenstehende hinzugezogen, dann haben die Mobber nur eine Wahl: Sie müssen überzeugend wirken und die Sache verdrehen. Und das tun sie dann in der Regel auch. Es wird gelogen, intrigiert und sich nach neuen Verbündeten umgeschaut. Außenstehende werden um den Finger gewickelt, mit Charme, Witzchen, Gefälligkeiten, Schleimereien. Die Mobber brauchen Unterstützer, wenn sie in Gefahr kommen, aufzufliegen. Wurde das Mobbing schon thematisiert, so haben sie nun alle Hände voll zu tun, die Schuld dem Opfer/Betroffenen zu geben und die Sachlage zu verdrehen. Da die Sachlage meist absolut komplex ist und von Außenstehenden nicht alles nachzuvollziehen ist, gelingt das Verdrehen der Sachlage auch. Das Opfer wehrt sich, redet über die Mobber, nennt Namen: Prompt heißt es, die Mobber sind es, die gemobbt werden! Die Person verbreitet Unwahrheiten über die Mobber etc.!  Außenstehende sind genervt, sie blicken nicht durch, wollen ihre Ruhe haben und wenn sie sich alle Beteiligten ansehen, so finden sie die gut gelaunten Mobber, die miteinander scherzen und sich Kosenamen geben, irgendwie sympathischer und überzeugender als das leicht aggressive, wohl paranoide oder schizophrene Opfer alleine…

Mobber wenden viel Energie auf

Gerade im Arbeitsleben wenden die Mobber gerne viel Energie fürs Mobbing auf, statt für die Arbeit. Es macht mehr Spaß die Kollegen runterzumachen und von ihrer Position wegzubringen, als selbst mit Leistung zu glänzen. Meist sind sie auch nicht in der Lage mit Leistung zu glänzen, sondern sie sind auf dem betreffenden Gebiet eh schlechter. Das Mobbing-Opfer stellt meist eine Konkurrenz dar. Kann man es nicht mit Leistung besiegen, dann soll es weggemobbt werden.

Besteht Gefahr, dass das Mobbing auffliegt, so wenden die Mobber natürlich besonders viel Energie auf, sympathisch und harmlos zu wirken. Nicht selten werden soziale Aktivitäten vorgeschoben um Außenstehenden, die Verdacht schöpfen könnten, den Gutmenschen vorzuspielen. Sie geben sich Mühe neue Verbündete, Kontakte, Freunde zu finden. Diese sollen das sympathische Image bestärken. Sie umschmeicheln neue Kontakte, sind besonders nett und hilfsbereit. Sie geben sich freundschaftlich und humorvoll. Leute, die die Mobber neu kennenlernen, werden sofort vereinnahmt, sie kämen nie auf die Idee, dass diese zuvorkommende Person in Wirklichkeit in Gemeinschaft mit anderen einzelne Personen mobbt. Wird es den neuen Leuten mitgeteilt, so glauben sie es nicht. Die Mobber wirken so freundlich, nett und aufgeräumt! Die Betroffenen aber haben ein Problem, und das merkt man ihnen an. Zu gerne glauben Außenstehende, die Betroffenen wären an ihren Problemen selber schuld. Dann müssen sie ja auch nicht eingreifen. Zudem ist es angenehm von den Mobbern umschmeichelt zu werden.

Mobber sammeln also während des Mobbing-Prozesses weiter neue Kontakte und Freunde um überzeugend und harmlos zu wirken. Wer so viele soziale Kontakte hat, kann ja kein schlechter Mensch sein, der andere mobbt, nicht wahr?

Strukturen des Mobbings erkennen

All dies sind Strukturen des Mobbings, die Außenstehende zu erkennen lernen sollten. Oft geschieht Mobbing nach diesem ähnlichen Muster: Die Mobber fühlen sich in der Gruppe stark und bestätigt. Das neue Gruppengefühl pusht sie regelrecht, sie haben eine gemeinsame „Mission“, an der sie arbeiten können. Sie fühlen sich im Recht und machen sich gegenseitig vor, das Opfer müsste weg, wäre schlecht oder störend. Der Zusammenhalt wirkt sich auf die gesamte Psyche aus. Die Mobber sind ausgeglichen und froh über die Gruppensituation. Mischt der Chef sich ein, wird er auf eine Gruppe entspannter, fröhlicher Mitarbeiter treffen – und auf eine missmutige, gestresste Opfer-Person. Zu wem wird der Chef wohl halten?

Außenstehende und Vorgesetzte müssen lernen, sich nicht von der guten Laune, den Witzchen und dem künstlichen Zusammenhalten der Mobbergruppe täuschen zu lassen. Sie müssen mehr über Gruppendynamik erfahren und sich eingestehen, dass die Mobber sich in ihrer Gruppe sehr wohl fühlen und dies nach außen tragen. Mobber haben ein Interesse daran, ihr Mobbing zu verbergen und der beste Weg ist es den Gemobbten schlecht aussehen zu lassen. Er soll zum Problemfall werden. Die Mobber stellen sich als psychisch gesunde, ausgeglichene Persönlichkeiten dar, immer zu Scherzen aufgelegt… der Gemobbte soll so wirken, als hätte er mit sich selbst ein Problem, würde sich nur anstellen, wäre empfindlich, würde übertreiben und wäre labil und sensibel.
Wer auch immer mit Mobbing in Berührung kommt, sollte eines nicht vergessen: Das gemeinsame Mobbing macht den Mobbern Spaß! Lasst euch also nicht von der guten Laune, den Scherzen, Kosenamen und Schmeicheleien täuschen!

 

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