Self Publishing als Abenteuer. Teil 1

Teil 1

Abenteuer Self Publishing

 

Ohne viel Aufwand und finanziellen Einsatz ein Buch publizieren: Plattformen fürs Self Publishing machen es möglich! In elektronischer Form oder als Print on Demand. Alles online hochladen, Knöpfchen drücken – veröffentlichen.

 

Geschrieben habe ich eigentlich schon, seit ich einen Füller halten kann. Gut, die Schönschreibübungen lassen wir mal beiseite. Die waren dröge und lenkten vom Wesentlichen ab (obendrein nutzlos, meine Handschrift heute ist der Prototyp einer Sauklaue).

 

Aber dann gings los. Igel-Gedichte (nachdem einer bei uns überwintern durfte), Indianergeschichten, Schulaufsätze? Für mich eher Große Pause! Und auch daheim: Geschichten. Tagebuch. Schlimmstenfalls lasen es meine Eltern, also versteckte ich das Zeug weitgehend.

 

Warum Schreiben?

Überwiegend hatte ich gute Noten im Fach Deutsch. Manchmal war ein Lehrer dabei, der mochte mich einfach nicht, hatte keine Lust auf pubertäres Gesabbel oder es herrschte gegenseitiges Nichtverstehen – wie das im richtigen Leben nun mal vorkommt.

 

Aber meistens bekam ich für mein Geschreibe GUTES Feedback und Talent bescheinigt. Was unweigerlich zu einem gewissen Größenwahn geführt hat.

 

Was noch passierte: Gelegentlich dachte ich mir, manche leben, andere schreiben. Ich gehörte eher zu Letzteren. Ok, ein bisschen gelebt habe ich auch, so zwischendurch.

 

Schreiben als Selbst-Therapie? Flucht aus der Wirklichkeit? Geistige Erweiterung der Freizeit? Oder besser gesagt, der inneren Freiräume?

In denen man Realität, Zeit und Raum einfach vergisst?

 

Nun, wenn ich mir manche Nachbarn hier so ansehe, die aus dem Fenster spähen und lauern, ob sie jemanden beim Verstoß gegen die Hausordnung ertappen – da ist Schreiben doch die wesentlich freundlichere Variante. Egal, ob man die Manuskripte nun in Kisten unterm Bett stapelt oder, moderner, auf irgendeiner Festplatte speichert. Oder sie boshafterweise in veröffentlichter Form auf unschuldige Leser loslässt.

 

Recht spät im Leben machte ich meinen Wahn tatsächlich zum Beruf. Jetzt durfte ich… und das wollte ich.

 

Seitdem schreibe ich Texte fürs Web: Ich schreibe für Blog- und Webseiten, oder verfasse Artikel zu Gesundheitsthemen (Das Jahr 2019 beispielsweise stand ganz im Zeichen der Warze… ungelogen!), Ernährung und dergleichen. Spannend, interessant und auch nützlich: Die Recherche beispielsweise im Bereich wissenschaftlicher Studien führt oft in ungeahnte Tiefen.

 

Warum ich lange nichts anderes tat? Nun, Schreib-Faible hin und zweifelhaftes Talent her – es gibt Bessere als mich. Muss einfach mal ganz knallhart gesagt werden. Im Texter-Genre ebenso wie auf dem Feld der Literatur.

 

Goethe, Schiller, Kafka, Ernest Hemmingway, Henry Miller …

Ok, die sind alle schon tot. Scherz beiseite: Es gibt noch zig Tausend andere, die sind quietschlebendig und publizieren. Die schreiben gut, die schreiben Bestseller, gewinnen Literaturpreise oder werden einfach gelesen.

Und die sind richtig, richtig gut!

 

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, der mich bremste, bis ich eine Nische fand:

 

Texten ist relativ „ungefährlich“: Die meisten Auftragstexte werden samt Rechten daran bestellt und somit gleich weiterverkauft. Das Thema ist vorgegeben. Man gibt wenig von sich selber preis und so lange die Qualität stimmt, kommt keine garstige Rückmeldung. Allenfalls sachliche Kritik. Nachbessern ist möglich. Die Auftraggeber möchten sinnvollen Content für ihre Seiten. Wenn sie den bekommen, sind sie friedlich.

Texter sind gefragt – wenn auch nicht immer anständig bezahlt. Sie dürfen und sollen also schreiben.

 

Der Schritt aus der Komfortzone?

Jetzt muss ich etwas ausholen.

Eine Freundin von mir verdiente ihr Brot über Jahre mit… jahaaaa, diesen Romanheftchen, die es am Kiosk zu kaufen gibt, die man in verstaubten Ferienquartieren oder auf dem Campingplatz im Aufenthaltsraum neben der Waschmaschine aufgestapelt findet. Die, auf deren Deckblatt immer ein überirdisch gut aussehendes Paar abgebildet ist. Entweder in Dirndl und Lederhosen, im edlen Outfit, oder, sehr beliebt, in weißer Arzt- und Krankenhausmontur… suchen Sie es sich aus.

 

Besagte Freundin schrieb in der niveauvolleren Kategorie (die mit Perlenketten und Krawatten tragenden Paaren auf dem Cover) und ist übrigens hochintelligent, gebildet, tüchtig und wortgewandt. Unterschätzen Sie sie nicht!

 

Bei den Heftchen-Manuskripten müssen Autoren zudem strenge Regeln einhalten. Nicht nur die Seitenzahl ist exakt vorgegeben. Oh  nein.  Sex & Crime sind verboten, echte Probleme sind verboten, Seelenqualen sind verboten – kurz, eigentlich alles, was den normalen Leser fesseln oder auch nur beim Schreiben für Schwung sorgen könnte. Eine harte Schule, innerhalb solcher Vorgaben schreiben zu müssen.

Umso mehr bewundere ich, wie es dieser Dame gelang, Jahr um Jahr plausible Liebesgeschichten mit rosa Wölkchen-Dekor und einem Realitätsgehalt von 10% zu zaubern.

Zumal die Bezahlung unterirdisch ist und jede Bitte um Honorarerhöhung erfahrungsgemäß darin gipfelt, dass das eingereichte Exposé dem Autor oder der Autorin als „unbrauchbar“ um die Ohren gehauen wird. Erst das übernächste wird dann wieder gnädig – zum alten Tarif – angenommen. Als erzieherische Maßnahme. Autsch. Wie gesagt, Heftchen-Autoren müssen sich ehernen Gesetzen beugen.

 

Was wir im Gespräch eines Tages auch feststellten: SIE kämpft mit der Story-Line, ICH finde kein Ende, kriege den Sack nicht zu, sozusagen. Mir fehlt die Diszplin. Ich werde sozusagen regelmäßig von meinen eigenen Protagonisten verschleppt und komme erst Monate später wieder zerrupft aus dem Nirgendwo zurück. Im übertragenen Sinne natürlich…

Besagte Freundin hatte nun also bereits langjährige Erfahrung mit dem Verlegen über Verlage. Und um die Kurve zum eigentlichen Thema zu bekommen:

Ein Manuskript mit dem Aufkleber „Taugt nix“ zurück zu bekommen, ist genau das, was chronische heimliche Schreiber so sehr fürchten. Manuskripte unterm Bett liegen sozusagen in der Komfortzone. Ihnen und damit dem Schreiber-Ego kann nichts passieren. Heimliche Schreiberlinge sind irgendwie wie Hamster …

 

Außerdem: Braucht die Welt wirklich noch mehr Bücher? Hand aufs Herz….

 

Im Hexenkessel gerührt…

Nun, wir waren beide am Ende unseres Schreib-Fadens angekommen, jene liebe Freundin und ich. Sie, die ermüdete Sklavin der tristen Pflicht (Zur Erinnerung: No Sex! No Crime!) hing in ihrem drölfundneunzigsten Exposé fest. Ich litt an rezidivem Kribbeln an kritischen Körperteilen (Die verf*** Warzen!). So griffen wir eines Tages zum Telefon und klagten uns gegenseitig unser Leid.

 

Mich packte der Wahn! Die Gestalten aus ihrem Exposé grinsten mich sozusagen an und rammten sich dabei verschwörerisch die Ellenbogen in die Rippen…

Ein Brainstorming unter alten Freundinnen?

Ach was! Eher ein MacBeth’scher Hexentreff mit Rühren im Kessel!

 

Kurz und gut, wir spannen die Geschichte weiter. Jede von uns anders, jede unter anderem Pseudonym. Und jede von uns hat jetzt Pläne…

 

Die guten Seiten des Self-Publishing

Ob Fiction oder Fachbuch: Sie haben etwas zu erzählen und sind dabei, die Hemmungen des Heimlichen Manuskript-Hamsters in den Wind zu schießen?

 

Nicht zuletzt deswegen, weil per Self-Publishing eine solche Flut von grässlichen Machwerken zumindest in Form des E-Books den Markt überschwemmt, dass es im Grunde völlig wurscht ist, ob sich Ihres noch dazugesellt! (Hoppla, das sollte eigentlich das Kernthema im zweiten Teil werden…. ok, macht nichts. Es gehört auch hierher…)

 

Die Klippen im Ozean der Verlage…

Nach welchen Kriterien die etablierten Verlage ihre Bestseller aussuchen, weiß ich nicht. (Nebenbei bemerkt, ich weiß auch nicht, nach welchen Kriterien sie ihre Mitarbeiter aussuchen…aber lassen wir das, das führt jetzt zu weit).

 

Ich schätze aber, nur ein winziger Teil aller Manuskripte erblickt je das Tageslicht. Ob wirklich immer nur der sprachlich wie inhaltlich völlig indiskutable Quatsch aussortiert wird?

Oder ob mancher möglicherweise verwendbare Unfug vom kreativen Verlags-Lektor gar umgeschrieben wird?

Wühlen da verkappte Heimliche Hamster im Untergrund? Eine Sondergattung des Ghostwriters? Gut getarnt als Verlags-Lektoren?

Wie ich darauf komme?

 

Beim Redigieren eines Fachbuches hatten die Autorin und ich (durfte dabei helfen) einst ein entsprechendes Erlebnis: Die Verlags-Lektorin versuchte tatsächlich, das Buch inhaltlich vollständig umzukrempeln! Leider komplett an den dargestellten Erfahrungen und Absichten der Autorin vorbei. Es war ein FACHbuch. Non-Fiction! Pure Realität! Explizit. Entstanden aus der jahrelangen, täglichen Praxis der Autorin.

Den Text zu verändern, das wäre gewesen, als hätte jemand die Bauanleitung eines Rasenmähers mal eben kreativ umgeschrieben.

Am Telefon flogen die Fetzen. Zum Glück gewann die Autorin den Ringkampf…

Nein, ich habe kein Vorurteil gegen Verlags-Lektoren. Es gibt ganz wunderbare Menschen darunter, die ihre Autoren in jeder Weise unterstützen! Lektoren überhaupt sind bitter notwendig. Sie durchwühlen jedes Manuskript auf Fehler in Rechtschreibung, Verteilung der Kommata, Grammatik, Wortwahl, inhaltliche Plausibilität. Das ist oft harte Arbeit!

Aber gerade die Verlags-Lektoren haben noch weiter reichende Aufgaben. Das sind die, die in Verlagen an den Schnittstellen der Entscheidung, sozusagen zwischen Druckerpresse und Schredder sitzen. Und die, ja, die sind manches Mal speziell.

Sie sind die Nonsense-Filter – mit einem weiten Ermessen-Spielraum zwischen Nonsense und Filter…

 

Wie entstehen eigentlich Trends in der Welt der Belletristik?

 

Wie weit spielt die Selbstpräsentation eine Rolle, ob ein Manuskript es an diesem ersten, strengen Lektor eines Verlages vorbei schafft?

Fragen über Fragen…

Sehr viel Auswahl ward dem Lesewütigen bisher jedenfalls schon von den Verlagen abgenommen, vermute ich mal.

 

Was man nicht selber macht….?

 

Die Selbstpublikation steht bis heute in schlechtem Ruf, auch wenn sie eine gewaltige Gegenbewegung in Gang setzen könnte. Bezüglich Gewinnmargen und Leser-Auswahl bei Trends, Themen, Genres, Schreibstil…

Irgendwie heißt Selbstverlag bis heute ein bisschen: „Den Kram will zwar keiner lesen, aber XY hats trotzdem drucken lassen, auf eigene Kosten… wollte wohl seinen Namen auf dem Deckel sehen.“

Das liest sich jetzt nicht wirklich nett.

Aber das gehört nun auch bereits wieder zum nächsten Thema.

 

Stellen Sie sich einfach vor: Sie haben da nun etwas, das Sie selbst gerne lesen würden, wenn Sie jemand anderer wären!

Oder Sie haben Dinge erlebt, die Sie unbedingt anderen erzählen möchten. Um Erfahrungen zu teilen, Ideen oder gar Hilfe anzubieten.

Sie haben aber keine Lust, sich auf die lange Suche nach Verlagen und Lektoren zu machen, die gerade in der Stimmung und Willens sind, einen Blick auf Ihren Text zu werfen. Durch deren Nonsense-Filter gerade zufällig Ihr Werk nicht durchpurzelt.

 

Dabei kann Nichts und Niemand Sie mehr aufhalten:

 

Denn die relativ neuen, interaktiven Online-Portale der Self Publisher Verlage sind richtig toll! Manuskript formatieren, hochladen, fertig! Cover: Können Sie auch selbst gestalten. Mit oder ohne Vorlagen.

Sie können über diese Portale ganz ohne Nerv tötende Zurückweisungen durch die großen Verlage einfach veröffentlichen und das Publikum quasi selbst entscheiden lassen, ob und was es gut findet.

 

Kurz und gut, ich hab’s getan: Diverse Portale verglichen, eines ausgewählt, Manuskript eingestellt. Natürlich unter Pseudonym, sicher ist sicher. Am Ende gibt mir niemals wieder jemand bezahlte SEO-Texte über Heilkräuter gegen Fußpilz in Auftrag, weil man sich über mein Machwerk totgelacht hat?! Nicht auszudenken!

 

Aber, Scherz beiseite: Es macht Spaß!

Es zwingt einen vor allem dazu, den Stoff anders, konzentrierter, schlüssiger, plausibler zu behandeln und auf einen Endpunkt zusteuern zu lassen, immer mit dem Blick auf künftige Leser.

Das macht etwas mit dem Text und lenkt die eigene Kreativität. Das ist eine völlig andere Dimension als die der Schreib-Hamsterei unterm Bett!

 

Und zumindest ich habe jetzt wieder viel mehr Schwung für die Auftragstexte!

 

Drohung:

Und weil ich es einfach nicht lassen kann: Fortsetzung folgt! Über die große E-Book-Ratgeber-Welle,

über Ghostwriter, die besser spuken als schreiben sollten,

über möglicherweise unseriöse Schreibejobs und

warum das Selfpublishing auch bedenkliche Seiten hat.

Ein Gedanke zu „Self Publishing als Abenteuer. Teil 1“

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